Update - KI und die Schule

Im Thema KI steckt so viel Bewegung. Der Blogbeitrag von heute ist morgen schon wieder alt. Daher kommt hier - anlässlich von 12 Monaten ChjatGPT - ein kleines Update zu 'KI und Schule'. Los geht's!

 

Happy Birthday zum 1.Geburtstag. Vor genau einem Jahr, am 30. November 2022, wurde ChatGPT von OpenAI der Öffentlichkeit  zur Verfügung gestellt. Immer noch ist das Thema KI brandheiß und wird im Kontext von Schule und Bildung (und Lehrkräftemangel?) in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle einnehmen. 

 

Im September 2023 eroberte ein weiterer Hype mit der KI-Anwendung Heygen die Welt. Die Software zeigt auf atemberaubende Weise, wie leistungsfähig KI-basierte Übersetzungs-Tools mittlerweile sind. Die KI übersetzt die Stimme einer sprechenden Person und synchronisiert die Lippenbewegungen innerhalb weniger Minuten. Mein französisch und polnisch bekam von Native-Speakern bereits die Schulnote 1 :-).

 

 

 

 

Was wir der nächste Hype sein? Wie schnell geht die Entwicklung weiter und was bedeutet das für unsere Gesellschaft, unsere Arbeitswelt und die Vorstellung von Bildung?

Beim DSLK durfte ich Ende November vor ca. 140 Schulleitungen über  'KI, Deepfakes & Future of Work - Schule was nun?" sprechen. Im anschließenden gemeinsamen Austausch zeigten sich Erstaunen, Neugier und Motivation, aber auch Sorgen und Skepsis. Die ganze Palette eben. Kein Wunder bei dem, was da möglich ist und bei dem, das da noch kommen wird. 

 

Schulleitungen zum Impuls "Meine Erfahrungen/Erkenntnisse des Tages"

Passend zum Jubiläum erscheint ganz aktuell eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV­Verbands unter 1008 Personen ab 16 Jahren (Ein Jahr ChatGPT: Jeder Dritte in Deutschland nutzt KI). Ein Jahr nach der Einführung von ChatGPT hat gut jeder dritte Mensch in Deutschland (37%) den KI-Text-Roboter von OpenAI genutzt. 44% nutzen die KI-Roboter für Recherchen, 40% zur Erstellung von Texten und 26% zur Generierung und Bearbeitung von Fotos oder Videos.

 

Bemerkenswert: Fast zwei Drittel der Befragten halten eine Weiterbildung zu Künstlicher Intelligenz für ihre berufliche Tätigkeit für sinnvoll (63%). Genau hier müssen wir auch und in Schulen ansetzen. Wir brauchen AFB: Aufklärung, Fortbildung und Begleitung. Zuerst für die Lehrer*innen und dann selbstverständlich auch für unsere Schüler*innen. Einen ersten Einstieg dazu findest du in meinem kostenfreien Online-Kurs "ChatGPT in der Schule" .

 

In Anlehnung an eine Grafik von Beat Döbeli Honegger aus seinem Standardwerk zur Digitalität in der Schule (Mehr als 0 und 1) geht es vereinfacht gesagt um drei Bereiche:

ChatGPT in der Schule

Immer wenn dir Kommentare zur Faktentreue und zu den Fähigkeiten von ChatGPT begegnen ist es wichtig zu wissen, über welche Version wir sprechen. Neben der kostenfreien Variante gibt es mittlerweile eine Bezahlversion (20$ pro Monat). Damit kannst du sowohl auf die neueste Variante GPT-4, als auch auf über 1000 z.T. sehr praktische Plugins zugreifen.

 

Mit ChatGPT öffnen sich viele kreative und produktive Wege, deinen Unterricht vorzubereiten. Besonders im Rahmen der inklusiven Schule bieten sich beste Möglichkeiten, Texte und Quellen mit wenig Aufwand zu differenzieren und so der Vision eines individualisierten Unterrichts ein Stück näher zu kommen. Beispiele für Prompts (Eingaben bei ChatGPT) bekommst du u.a. im oben genannten Online-Kurs.

 

Daher in aller Kürze meine Top 5 - Einsatzszenarien für Lehrkräfte:

  1. Materialerstellung: Texte, Arbeitsblätter, Übungen, Multiple Choice, Rollenspiele, Bilder etc.
  2. Inklusionshelfer (Differenzierung leicht gemacht), Sprach- und Schreibassistenz
  3. Lösungen und Bewertungsbögen erstellen
  4. Stundenplanung und Erstellung ganzer Lerneinheiten
  5. Administrative Aufgaben: Rahmenpläne, Kompetenzraster, Elternbriefe, Beurteilungen, etc.

 Natürlich soll nicht nur das Kollegium fit werden im Umgang mit KI und seinen Phänomenen (Deepfakes etc.), sondern wir müssen auch unsere Schüler*innen auf ihrem Weg begleiten. Viele haben längst mit ChatGPT gearbeitet. Auch in der unter Jugendlichen beliebten App Snapchat ist seit Mai 2023 ein KI-Chatbot (My AI) integriert. Nicht nur zur Freude der Nutzer*innen (Chatbot »My AI« verärgert Snapchat-User).

 

Der Nutzung von ChatGPT im Unterricht sind jedoch Grenzen gesetzt - auch, wenn der Chatbot im privaten Bereich verwendet wird. Denn das von OpenAI angegebene Mindestalter für die Nutzung ist 13 Jahre, das Mindestalter für eine Registrierung liegt sogar bei 18 Jahren. Lehrkräfte dürfen Schüler*innen unter 18 Jahren also nicht verpflichten, einen Account bei dem ChatGPT-Betreiber OpenAI anzulegen. Alternativen zur Nutzung in der Schule sind z.T. auf dem Markt (siehe nächstes Kapitel) und werden weiter entwickelt. Der Markt und die Nachfrage ist einfach zu groß.

 

Hier meine Top 5 - Einsatzszenarien für Schüler*innen:

  1. ChatGPT als Lernhelfer
  2. ChatGPT als Suchmaschine
  3. ChatGPT als Tutor, Lernpartner und Feedbackgeber
  4. ChatGPT als Interviewpartner
  5. ChatGPT als Trainings- bzw. Übungsplattform

Mit großer Wahrscheinlichkeit werden in den nächsten Monaten und Jahren vielfältige Einsatzmöglichkeiten hinzukommen. Genau wie die Anzahl von weiteren KI-Anwendungen täglich wachsen wird. 

 

Für 12 Monate ChatGPT gibt es jetzt zum Abschluss noch 12 weitere KI-Anwendungen.

12 mal KI für die Schule

  1. Microsoft Bing mit KI-Unterstützung ist eine Kombination aus der Suchmaschine und einer Künstlichen Intelligenz. OpenAI und Microsoft arbeiten eng zusammen und Microsoft hat bereits mehrere Milliarden in das Unternehmen investiert. Deshalb verwendet Microsoft auch die neueste Version GPT-4. Dieses Sprachmodell ist der Nachfolger von GPT-3.5, das für die kostenlose Nutzung von ChatGPT verwendet wird.
  2. DeepL Write ist ein KI-basierter Schreibassistent, mit dem du schriftliche Kommunikationen mit nur einem Klick verbesserst. Grammatik, Rechtschreibung und Stil werden überprüft und Synonyme und alternative Formulierungen vorgeschlagen. 
  3. KI-Assistenz von fobizz basiert auf GPT-3.  Du kannst innerhalb eines ChatBots Fragen stellen, dir ganze Aufsätze schreiben oder auch Matheaufgaben lösen lassen. Es gibt eine KI-Assistenz für Texte, eine KI-Assistenz für Bilder und eine KI-Assistenz für Sprache. Mit den fobizz-Klassenräumen erhalten Schüler*innen einen eigenen DSGVO-konformen Zugang zu KI und können mit den Tools arbeiten.
  4. ChatPDF analysiert komplette PDF-Dokumente (aktuell begrenzt bis 120 Seiten) und erstellt einen Index der Inhalte, um Benutzern dabei zu helfen, schnell und effektiv bestimmte Informationen direkt aus der PDF-Datei zu extrahieren.
  5. Dall-E ist das bekannteste Bildgenerierungsprogramm. Es wurde ebenfalls von Open AI programmiert. Nach einer unkomplizierten Registrierung kannst du direkt auf der übersichtlichen Seite mit dem Experimentieren beginnen. Zum Erstellen von eigenen Bildern musst du Credits kaufen.
  6. Midjourney ist ein weiteres Text-to-Image-Tool, das mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) visuelle Kunst, Bilder oder Grafiken erstellen kann. Du gibst Befehle via Sätze oder Stichworte ein und Midjourney designt dir dein gewünschtes Bild. Um die Anwendung nutzen zu können, brauchst du einen Account bei Discord. Discord ist eine Art Chat-Tool. Der Einstieg ist also etwas komplizierter als bei den anderen Anwendungen. Dafür produziert die KI geniale Bilder. 
  7. Photomath zerlegt jedes mathematische Problem in einfache, leicht verständliche Schritte, sodass du die wichtigsten Schritte verstehst. Dabei kannst du ganz einfach die Aufgabe fotografieren. Das funktioniert sogar mit meiner Handschrift :-).
  8. Perplexity AI ist eine auf KI basierende Suchmaschine, die eine Suche im Chat Modus ermöglicht. Es ist so etwas wie eine Mischung aus Google und ChatGPT. Insbesondere die Einbindung von Quellen ist hervorzuheben. Derzeit ist die Startseite der Suchmaschine nur auf Englisch verfügbar, aber das dürfte sich bald ändern.
  9. Murf AI ist ein Voice-Over-Tool, mit dem du aufgrund seiner Präzision und Fähigkeiten  ultrarealistische Stimmen erzeugen kannst. Text-zu-Sprache und künstliche Intelligenz (AI) - das passt zusammen! Du kannst in wenigen Minuten eine Tonaufnahme mit einer Sprechstimme erstellen.
  10. PlayHT ist ebenfalls ein Text-to-Speech-Tool, mit dem du Text in Sprache umwandeln kannst. Du kannst Text eingeben, einfügen oder importieren und eine Stimme, Sprache und einen Akzent auswählen, um Sprachdateien zu erzeugen und diese herunterzuladen. In der Basisversion kannst du 12.500 Zeichen pro Monat kostenlos nutzen und kann so z.B. eigene Hörverstehen-Dateien für deinen Sprachunterricht erzeugen.
  11. PEER AI Tutor ist ein Projekt des Lehrstuhls für Human-Centered Technologies for Learning an der TUM. Ziel des Projektes ist es, Lernende von der Grundschule bis zur Universität beim Erstellen und Verbessern von Aufsätzen unterschiedlicher Textsorten zu unterstützen.
  12. FieteAI ist ein deutsches KI-Tool, welches auf lernförderliches Feedback im Arbeitsprozess abzielt. Individuelles Feedback ist im herkömmlichen Schul-Setting sehr aufwendig. Mit dieser Anwendung kannst unkompliziert Aufgaben erstellen und deine Schüler*innen erhalten Feedback von Fiete. Du bekommst so Einsicht in den Lernfortschritt deiner Klasse(n) und sparst wertvolle Zeit beim Korrigieren. Extrem sinnvoll für kriteriengeleitete Schreibprozesse z.B. im Deutschunterricht.

Du siehst, es gibt schon jetzt tolle, wenn auch z.T. kostenpflichtige KI-Tools für den Unterricht und die Schule. Wer weiß, wie gut diese Liste altern wird. Neben Alternativen zu ChatGPT bietet der bekannte Chatbot in der Bezahlversion aber selbst etliche spannende Plugins (Wolfram, DocMaker, AskYourPDF usw.) mit denen deine Produktivität noch deutlich gesteigert wird.

 

Und falls du bei den ganzen Angeboten mal die Übersicht verlierst, kommt abschließend noch ein heißer Tipp: Eine AI-Suchmaschine mit dem Namen There's an AI for that.

 

Viel Spaß beim Ausprobieren!