Fortbildung - Auf zu neuen Ufern

"Schule neu denken" ist der Universalslogan. "Schule neu machen" die viel größere Herausforderung. Schul- und Unterrichtsentwicklung in einem digital-inklusiven Setting geht neue Wege (Stichwort "Schule im Wandel"). Gleiches gilt auch für die Art der Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern. 

  

Ich selbst habe zwei mal eine große Fortbildungsveranstaltung (Fit4Tablets 2018 & 2019) an unserer Schule organisiert. Doch Hand aufs Herz:

 

Was bleibt für viele Teilnehmer*innen nach zwei bis drei Wochen tatsächlich von der Euphorie einer solchen Veranstaltung übrig, wenn der Unterrichtsalltag mal wieder gnadenlos zuschlägt?

 

Welche Tools, Methoden oder Theorien werden nach SchiLf-Tagen mit externen Referenten tatsächlich dauerhaft und abgestimmt in einer Schule implementiert?

 

Schule im Wandel = Fortbildung im Wandel

 

Unterricht und Schule haben während der Pandemie ein neues Raum-Zeit-Kontinuum betreten. Lernräume sind nicht länger an Präsenz, an feste Zeiten und bestimmte Lernorte gebunden. (Das waren sie auch vorher nicht - hat nur keiner zugegeben, gemerkt oder gewollt ;-).

  

Schulen müssen auf diesem Weg in/durch die digitale Welt jedoch unbedingt begleitet werden. Wenn der Unterricht (auch langfristig ohne Pandemie) mehr und mehr im digitalen Raum stattfindet und Schüler*innen immer besser (am besten 1:1) mit digitalen Endgeräten ausgestattet sind, braucht es entsprechend fittes "Personal". Also muss Fortbildung eben auch neue Wege gehen. Es sei denn, wir füllen Arbeitsblätter zukünftig als PDF verkleidet auf dem iPad aus.

 Seit 2018 arbeiten wir bereits mit regelmäßig stattfindenden Mikrofortbildungen.  Die Idee hinter Mikrofortbildungen beruht auf dem Prinzip „Each one teach one“ (deutsch: "jeder bringt jedem etwas bei"). In diesem Zusammenhang bedeutet dies, dass Lehrer*innen mit Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien ihr Wissen und ihre Erkenntnisse mit den Kolleginnen und Kollegen teilen und sich so gegenseitig (fort-)bilden. Dies geschieht ohne zeitlichen oder finanziellen Aufwand und vor allem direkt vor Ort an der Schule (ausführlich kannst du das hier nachlesen).

 

Durch die Pandemie waren die Mikrofortbildungen allerdings stark eingeschränkt bzw. gar nicht in Präsenz umsetzbar. Und:

Warum müssen eigentlich alle zur gleichen Zeit den gleichen Inhalt am selben Ort lernen?  

  

einfach. digital. individuell.

 

Ganz im Sinne einer neuen Lernkultur (Schule im Wandel!) haben wir an unserer Schule zu Beginn des letzten Schuljahres Selbstlernkurse auf eine schuleigene Online-Plattform gestellt. Mit unseren ersten erstellten Kursen konnten schon im Herbst/Winter die Kolleg*innen zu Padlet, iPad-Grundlagen, zum SAMR-Modell und zu Book Creator selbständig  von zu Hause aus lernen. Jede(r) nach ihrem/seinem Lernstand. STUDYPOINT teacher war geboren.

 

Diese Art der Fortbildung bewies sich schnell als individueller, nachhaltiger und somit effektiver als Einmalveranstaltungen. Größter Vorteil: Jede(r) kann in seinem Tempo lernen und die Kursinhalte sind jederzeit wieder abrufbar. Zusammen mit Marcus von Amsberg  habe ich die ersten Kurse entwickelt und auf der Plattform Studypoint unseren Kollegien zur Verfügung gestellt.

 

Beide Schulen haben ähnliche Voraussetzungen in der Ausstattung der Räume und der Endgeräte (1:1  mit iPads), sowie die vereinbarten Tools. Unsere Kurse sollten vor allem möglichst anschaulich sein, konkrete Praxisbezüge beinhalten und Inspiration zum sofortigen Umsetzen im Unterricht  bieten.

 

 

Für alle Kurse gestalteten wir verschiedenen Trainings, in denen in zahlreichen Lernslides und Tutorials der Unterricht mit digitalen Endgeräten Stück für Stück erklärt wird. Unser Anspruch war von Beginn an neben der Vorstellung der einzelnen Tools auch die Einbeziehung von Methoden und theoretischen Modellen. Für eine nachhaltige und reflektierte Praxis. Die Erfahrung aus vielen Jahren der Lehrerfortbildung an verschiedensten Schulen und in fast allen Bundesländern halfen uns sehr. 

 

Inzwischen beinhalten alle Selbstlernkurse mindestens vier Trainings:

  • Überblick: Hier erhalten die Teilnehmer*innen (TN) die Kursinhalte in der Übersicht, ein Einführungsvideo und die Gliederung des Kurses helfen, den passenden Einstieg zu finden. Denn nicht jedes Training ist für jeden TN von Bedeutung, da die Gruppe der Lehrer*innen nicht weniger heterogen ist als ein Schulklasse.
  • Hands-On: Hier geht es um eine Einführung in das Tool oder in die Methode. Die TN können direkt loslegen und ausprobieren. 
  • Unterrichtseinsatz: Dieses Training beinhaltet konkrete und methodisch-didaktisch fundierte Beispiele aus der Praxis verschiedener Unterrichtsfächer aus unterschiedlichen Klassenstufen.
  • Machen: Hier geht es um das konkrete Anwenden. Im Grunde ist dieses Training das Herzstück, denn hier wird das Erlernte in eigene Unterrichtspraxis integriert. Dazu haben wir Lerngelegenheiten auf verschiedenen Niveaustufen erstellt. Die ersten eigenen Erfolgserlebnisse werden auf sog. Machen-Pinnwänden mit Lehrer*innen von anderen Schulen geteilt und eine niedrigschwellige Vernetzung beginnt. 

Darüberhinaus enthalten viele Kurse weitere Trainings:

  • FAQ: Hier werden Fragen rund um das Tool, der Methode oder dem theoretischen Modell kompakt beantwortet.
  • Hintergründe: In diesem Training erhalten die TN weitere Informationen zur Vertiefung, Links und weiterführende Anregungen. 

So sieht das Ganze aus

Schau dir am bestem dieses kurze Intro an, damit du eine Idee bekommst, wie sich dein Kollegium auf der Plattform und in einzelnen Kursen/ Trainings bewegt:

 

 

Damit du dir einen noch konkreteren Eindruck von unseren Kursen, Trainings und Lernslides machen kannst, findest du auf www.studypoint-teacher.de zwei kostenfrei Kurse direkt zum Ausprobieren.

 

AudiofeedbackMithilfe von Audiofeedbacks erstellst du für deine Lernenden individuelle Rückmeldungen. In diesem Kurs lernst du die drei Anwendungen Sprachmemos, QWIQR und Vocaroo kennen.

 

Arbeiten mit LearningsnacksDu lernst die Nutzung und Erstellung von Learningsnacks für deinen Unterricht. Mithilfe von Learningsnacks können Lerninhalte strukturiert und kleinschrittig dargeboten werden. Ohne App und Kosten sind sie auf allen digitalen Geräten nutzbar.

 

Menschen mit Visionen

Jede gute (Schnaps-)Idee braucht eine Vision oder eine Philosophie. Für uns ging es von Beginn an darum, den Dreiklang des Lernens (Trias des Lernens von Vygotskij) vom Interiorisieren - Exteriorisieren  - Dialogisieren (nachzulesen bei Lisa Rosa) als festen Bestandteil unserer Kursgestaltung zu verankern. Es geht also einfach gesagt um das Verstehen, Anwenden und Teilen. Daraus ergibt sich eine Vision, die wir mit unserem Projekt umsetzen wollen.

  • Vernetztes Lernen: Der Dreiklang aus Verstehen, Anwenden & Teilen soll bei STUDYPOINT teacher gelebt werden. Alle Kurse beinhalten daher Bausteine, in denen eigene Ideen mit anderen Lehrer*innen geteilt werden sollen.  Auf den sog.  “MACHEN-Pinnwänden” sind die TN nicht nur Impulsgeber*innen, sondern bekommen auch durch die Beiträge der anderen Inspiration für den eigenen Unterricht mit digitalen Medien. 
  • Individuelles Lernen: Keine Schule ist wie die andere. Kein Kollege ist wie der andere. Neben der Nutzung unserer Kurse bietet die Plattform Studypoint die Möglichkeit, eigene Lernslides, Trainings und sogar ganze schulspezifische Kurse zu erstellen bzw. unsere Angebote auf eigene Bedürfnisse anzupassen. Mit der Admin-Funktion* kann eine Schule so ihre eigene modulare Fortbildungsplattform gestalten. 
  • Lebenslanges Lernen: Mit STUDYPOINT teacher soll das nicht bloß eine Phrase sein. Die Plattform kann dauerhaft an einer Schule implementiert werden, ermöglicht kontinuierliches Fortbilden und ist dabei nicht auf Kurse zu digitalen Medien beschränkt. Die vielfältigen Kompetenzen und das enorme Wissen der Schulgemeinschaft kann so an einem Ort zusammengebracht und geteilt werden.

Die Anzahl der Kurse soll auch zukünftig übersichtlich bleiben, da wir die Mehrheit der Lehrer*innen in den Kollegien nicht überfordern wollen und eine kleine, aber wirklich von allen genutzte und verstandene Auswahl von Tools für Schulen als wesentlich zielführender erachten, als ein Sammelsurium verschiedenster kleiner Anwendungen. Alle Inhalte sind dabei auf einer übersichtlichen Plattform versammelt. 

 

Die bereits digital affinen Kolleg*innen begeben sich ohnehin auf eine eigene Entdeckungsreise für ihren Unterricht und können - ausgehend von einer gemeinsamen Basis an der Schule - ihr Repertoire  z.B. durch fachspezifische Anwendungen erweitern.

 

lernen - was, wann & wo du willst.

Neben der Selbstbestimmung der einzelnen TN ist für uns vor allem der Einsatz an einer gesamten Schule besonders zielführend. Schulen können sich eigene Schulpakete zusammenstellen und 24 Monate auf alle Inhalte zurückgreifen und eigenen Content erstellen.

 

Schulen erhalten mit STUDYPOINT eine eigene Fortbildungsplattform und können mit der integrierten Anwendung LearningSlides eigene Inhalte ansprechend und passgenau für die eigene Schule und das Kollegium bereitstellen. Mehr zur eigenen Fortbildungsplattform und den Schulpaketen erfährst du hier.

 

Um das Gelernte gemeinsam  zu vertiefen, könnten dann in der Schule z.B. regelmäßige Austauschzeiten in Form von Mikrofortbildungen angeboten werden. Daraus ergibt sich ein ziemlich geniales Setting, da die Vorteile aus synchronen und asynchronen Lernphasen zu einem hybriden Lernformat verschmelzen. 

 

Es ließe sich zum Beispiel bei Kursen zu bestimmten Tools vereinbaren, dass bei einer Mikrofortbildung das Hands-On Training Voraussetzung zur Teilnahme ist. So können die Kolleg*innen in der Mikrofobi direkt mit einer Austauschrunde beginnen und erste Erfahrungen im Unterricht reflektieren. Die Knöpfchenkunde fällt weg, keiner ist gelangweilt und wir sprechen direkt über das Wesentliche: Das Lernen. 

 

Weitere Details zur Idee und Entwicklung der Plattform kannst du im Podcast Marktplatzplauderei nachhören. 

 

Fortbildungskonzept

 Um Unterrichtsentwicklung im digitalen Raum umzusetzen, braucht es Verbindlichkeiten im Kollegium und nachhaltige sowie einheitliche Implementierungen von Tools, Theorien und Methoden. Eine gemeinsame Basis für alle an der Schule arbeitenden Personen. Dazu müssen einzelne asynchrone und synchrone Angebote ineinandergreifen.

 

An meiner Schule, der OBS Berenbostel, nutzen wir daher vier verschiedene Säulen, um uns im Bereich der digitalen Medien fortzubilden:

  1. Die Selbstlernkurse auf unserer eigenen STUDYPOINT-Plattform bieten für alle Kolleg*innen die Chance, sich von zu Hause aus fortzubilden, im eigenen Tempo zu lernen und sich mit anderen Lehrer*innen zu vernetzen. Insbesondere für neue Lehrkräfte ist dies total gewinnbringend, da sie sich die Grundlagen (iPad, Book Creator, Padlet, Notability, 4K) schon vorab aneignen können. 
  2. Tagungen, Workshops & Webinare: Kleine Gruppen oder Einzelpersonen besuchen verschiedene (Online-)Tagungen (z.B. die Molol in Oldenburg oder die Edunautika in Hamburg) in der Region und bringen anschließend ihr Wissen auf unserer Fortbildungsplattform ein. 
  3. Durch regelmäßig stattfindende Module der Multimediamobile werden Schüler*innen und Lehrer*innen fit gemacht im Umgang mit verschiedenen Tools und Praxisanwendungen.
  4. Seit 2018 finden regelmäßig Mikrofortbildungen (Mikrofobis) statt. Im ersten Schuljahr weitgehend von mir organisiert, seit dem Sommer 2019 sind zunehmenden unterschiedliche Lehrkräfte an der Durchführung beteiligt. Durch die Hands-On Trainings können die Mikrofobis gut vorentlastet werden.
  5. Schulinterne Barcamps: An pädagogischen Tagen teilen wir gegenseitig unser Wissen und Können in verschiedenen niedrigschwelligen Sessions. 

Mit diesem Konzept sehen wir uns für die Zukunft bestens aufgestellt und hoffen auf viele Nachahmer und echte nachhaltige Unterrichtsentwicklung. 

 

Abschließend meine ganz subjektive Meinung: 

Jede Schule braucht ihre eigene Fortbildungsplattform als Ausgangsbasis für eine gemeinschaftliche Unterrichts- und Schulentwicklung. Worauf wartest du also noch? Auf zu neuen Ufern!

 

Impressionen

Auf den Bildern siehst du die verschiedenen Ebenen der Plattform. Die Oberfläche, die Kursansicht und zwei Beispiele unserer Lernslides. 

 

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