Persönlich: Work & Travel

Zum Abschluss eines (laaaangen!!) Schuljahres möchte ich einen kurzen persönlichen Rückblick wagen, um dann in den wohlverdienten Detox in der Sonne zu verschwinden. Ein Jahr voller Neuerungen, zahlreicher Begegnungen mit inspirierenden Menschen und einem riesengroßen Berg an neuen Erfahrungen. Immer im Zeichen von Austausch, Vernetzung und einer Schule im Wandel. Ein positiv anstrengendes Jahr, in dem ich wohl soviel gearbeitet habe wie noch nie. (Fragt mal meine Frau :-) )

 

Work

Vielleicht 1-2 Jahre zu spät habe ich zum letzten Sommer die Schule gewechselt. Raus aus der Komfortzone und rein in die Aufbauzone. Eine Schule im Aufbau und mittlerweile eine Schule im Aufbruch. Beste Entscheidung!  Und doch eine große Herausforderung: Sozialer Brennpunkt, 30-40% Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung (diagnostiziert), Geflüchtete ohne Sprachkenntnisse, traumatisierte Jugendliche, disfunktionale Elternhäuser usw. Das Erlernen und Erleben von Gemeinschaft und Selbstwirksamkeit sind oberstes Ziel an so einer Schule. Oft fehlt es schon an der Fähigkeit zur Selbstkontrolle und dem Umgang mit der eigenen Frustration. Es geht an meiner Schule also zunächst gar nicht um Inhalte, sondern um Anerkennung, Wertschätzung und um die Entfaltung von Persönlichkeiten und Potenzialen: Junge Menschen zu stärken, bei ihrer Entwicklung zu begleiten und sie gleichzeitig auf eine ungewisse, sich rasant verändernde Gesellschaft vorzubereiten. Sich zurecht zu finden in der VUCA-Welt und gleichzeitig (Mit-) Gestalter einer positiven Zukunft zu sein: Das sind die wahren Herausforderungen. Mit diesem Kollegium und diesem Leitungsteam ist das möglich. Du willst du hospitieren? Kein Problem. Mehr Infos unter www.oberschule-berenbostel.de. PS: Wir kochen auch nur mit Wasser.

 

Neben der pädagogischen Arbeit, den musisch-künstlerischen Projekten und der Berufsorientierung liegt ein weiterer Schwerpunkt beim Lernen & Arbeiten mit digitalen Medien. Eine hochwachsende 1:1 Ausstattung mit Tablets und eine ständig verbesserte Infrastruktur ermöglichen einen zeitgemäßen Unterricht unter den Bedingungen der Digitalität. Für meinen Unterricht bedeutet das: Ein weiteres Schuljahr ohne Tafel und Kreide. Bis auf das Kopieren von Klassenarbeiten ein papierloses Schuljahr und einen Unterricht, der projektartig unter konkretem Alltagsbezug die Lernenden in den Mittelpunkt stellt (Das Wohnungsprojekt - Zeitgemäßer Matheunterricht).

 

Unser Team Mobiles Lernen (3 Lehrkräfte und 1 Systemadministrator), die regelmäßigen Mikrofortbildungen und natürlich Fit4Tablets sind die zentralen Gelingensfaktoren der Schulentwicklung im Bereich der digitalen Transformation. Die offene Haltung des Kollegiums und der Schulleitung tut ihr Übriges.

 

Neben diesem neuen schulischen Arbeitsumfeld  war es auch mal wieder ein turbulentes Jahr in der Lehrerausbildung. Nach Beendigung meiner Lehrtätigkeit an der Universität Hildesheim, habe ich in diesem Bereich vor allem im pädagogischen Seminar und in der Zusatzqualifikation Medienbildung viel Energie und Arbeit in die Unterstützung und Beratung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern investiert. Zu den besonderen Herausforderungen und Dilemmata, die Lehrerausbildung in Zeiten digital-inklusiver Bildung mit sich bringt, habe ich bereits ausführlicher im Beitrag Kladde-Im Beratungsgespräch-Dilemma geschrieben und möchte das an dieser Stelle nicht wiederholen. Nur soviel: "Je tiefer ich in die Überlegungen zur Gestaltung von zeitgemäßem Unterricht unter den Bedingungen der digitalen Gesellschaft eintauche und je weiter sich die Schule in ihrer tradierten Form vom Transformationsprozess der Wirklichkeit entfernt, desto mehr hadere ich mit dem was ich tue, sage oder berate."

 

Dieses ständige Hinterfragen und Reflektieren ist manchmal anstrengend und doch für mich und mein berufliches Selbstkonzept so wertvoll. Stillstand konnte ich noch nie so gut. Mal sehen was das Schuljahr 2019/2020 so Neues bringt. 

 

Travel

Neben der großen beruflichen Veränderung durch den Schulwechsel, hatte ich auch in diesem Schuljahr das große Privileg in Zeichen der Bildung zu reisen. Dabei blieb es nicht nur bei Veranstaltungen in der Region, sondern ich durfte in verschiedenen Bundesländern mein Wissen und meine Expertise einbringen und selbst wieder eine Menge dazulernen. Mein persönliches Lernnetzwerk ist dabei um viele Facetten bereichert worden. Insbesondere immer dann, wenn ein Blick über den Tellerrand gewollt ist. Sei es bei der Digital Summit für Lehrkräfte oder der Expertenrunde der Fix-It zum Thema genderkonforme Informatik an der TU Berlin (um zwei Veranstaltungen exemplarisch zu nennen).

 

Es ist aber auch immer dann eine Bereicherung (für beide Seiten), wenn der Austausch auch schulformübergreifend gelingt. So durfte ich als Gast an Grundschulen, Gymnasien und an Berufsschulen Einblicke in eher unbekanntes Terrain gewinnen. Der Austausch und die Vernetzung mit Lehrkräften aus anderen Bundesländern ist zusätzlich gewinnbringend für meine Arbeit als Lehrer, Lehrerausbilder und Fortbildner. Danke vor allem an die vielen Impulse und Inspirationen aus dem Twitterlehrerzimmer. Es ist immer wieder eine Freude die positiv verrückten Kämpfer für eine bessere Bildung im 'echten' Leben zu treffen. Es lebe das PLN.

Auch im kommende Schuljahr steht wieder die eine oder andere (Fort-)Bildungsreise an. Die zahlreichen Impulse dann in den schulischen Alltag und in die Arbeit im Studienseminar einfließen zu lassen und zu teilen, ist manchmal gar nicht so leicht. Aus Bekanntschaften (wiederkehrenden Treffen bei Events) werden vielleicht länger anhaltende Freundschaften. Ideen für eine inhaltliche Zusammenarbeit gibt es ohnehin genug. 

 

In diesem Sinne: Work hard, travel harder und genießt den Sommer. :-) 

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Kommentare: 1
  • #1

    Heike Fricke-Zeug (Donnerstag, 11 Juli 2019 14:35)

    Lieber Jan,
    Lieben Dank für deine klugen Gedanken, du bist eine Bereicherung für jeden.
    Ich wünsche dir erholsame Sommerferien mit vielen schönen Erlebnissen und Momenten abseits von Bildung und Schule
    Liebe Grüße Heike