Do it - Machen ist wie wollen, nur krasser

Was können Schulen von Startups lernen? Wie können wir Entwicklungsprozesse in der Schule schneller und produktiver gestalten? Wie lässt sich die Komfortzone (out of the box) verlassen? Wie schaffen  wir niedrigschwellige Erfolgserlebnisse  für Lehrer (und Lerner), um die (digitale) Transformation von Bildung positiv zu gestalten? Wie verändern und verbessern wir unsere Bildungseinrichtungen mittel- und langfristig?

 

Bei der Keynote des erst 21-jährigen Gründers Daniel Zacharias (sdui.de) bei der diesjährigen Tagung Mobile.Schule in Oldenburg blieb mir als Leitsatz hängen:  Machen - Erfahrungen - Lernen. Dieser Dreischritt - ohne jede Neuerung noch ein paar Tage zu überdenken und abzuwägen - sei ein wichtiges Mindset im Bereich der Startup-Philosophie, so Zacharias. Eine Übertragung auf die Lehrenden in der Schule seine Empfehlung.

 

Es beginnt bei uns. In unserem Unterricht. An unseren Schulen. Wir müssen aktive Gestalter sein. Weniger sollte-hätte-würde-könnte. Mehr machen! Mehr Trial and Error. Mehr Do-It-(Yourself). 

Lernen aus und an Erfahrungen, im Austausch. Ein Plädoyer für die Praxis. Let's do it!

 

Living in a VUCA-World

Um den Change-Prozess in Schulen einzuleiten und die Transformationsprozesse in der Gesellschaft auch im Bildungswesen sichtbar zu machen, bedarf es verschiedener Hebel (politisch wie ideologisch). Der erste und wichtigste Schritt ist unser Unterricht. Dabei werden Kommunikation, kritisches & komplexes Denken und teambasierte Problemlösestrategien eine zentrale Rolle spielen, damit zukünftige Generationen Halt (-ung) und Kompetenzen erwerben, die  sie befähigen sich in einer rasant verändernden und dynamischen Gesellschaft zurecht zu finden. Das Leben in der Vuca-Welt basiert auf dem Umgang mit vier spezifischen Einflussfaktoren: Unbeständigkeit (Volatility), Unsicherheit (Uncertainty), Komplexität (Complexity) und Mehrdeutigkeit (Ambiguity).

 

Im Schonraum Schule haben wir Möglichkeiten Neues zu wagen, Fehler zu machen, Irrwege zu gehen und aus selbstgemachten Erfahrungen zu lernen. Die 4K lassen sich nicht im frontalen Setting lernen und basieren nicht auf der Scheinidee eines Wissensmonopol von Bildungseinrichtungen. Bei der Integration der 21st Century-Skills sollten wir nicht den Anspruch haben, diese sofort und jetzt im Prüfungsformat abzubilden. Noch fataler wäre es darauf zu warten bis diese Einsichten "von oben" neu gestaltet werden. Vielmehr beginnt es bei uns. Es beginnt in meinem Unterricht. Der Druck (Bottum-Up) auf die Prüfungsformate wird sich durch neu gestaltete Lernformen und Lernsettings von selbst erhöhen. Schon jetzt bieten sich in den Vorgaben verschiedener Schulformen durchaus Handlungsspielräume, die es zu nutzen gilt. 

 

Machen - Erfahrungen - Lernen

Auf diversen Veranstaltungen, die sich um rund um das Thema 'Digitale Bildung' ranken, verspüre ich eine hohe Motivation und Aufbruchstimmung unter den Lehrkräften. In meinem Workshop zu Kommunikation und Kollaboration mit digitalen Endgeräten habe ich die Teilnehmer nach ihrer Motivation beim Einsatz mit Tablets im Unterricht befragt:

 

Um diese Energie auch in die Breite der Kollegien zu tragen, sollten möglichst wenig Barrieren den Weg versperren. Damit sind in diesem Fall nicht - wie sonst oft - die technischen (Ressourcen, Geräte, Infrastruktur) Voraussetzungen gemeint, sondern in erste Linie die eigene Haltung von uns Lehrer*innen. Wir verlassen sicher gewohntes Terrain und begeben uns in ein Labor der neuen Möglichkeiten. Wir sehen uns einem bunten Blumenstrauß an Anwendungen und Ideen gegenüber. Neben diesen neuen Chancen und Potenzialen bedenken wir selbstverständlich auch die Grenzen und Risiken. Diese in der Schule und im Unterricht zu thematisieren ist ein ebenso wichtiger Bestandteil von Medienbildung wie die handlungs- und produktionsorientierte Auseinandersetzung mit Lerninhalten oder projektbasiertes Arbeiten.

 

Machen - Erfahrungen - Lernen. Ganz so einfach mag es nicht sein, aber es steckt doch viel Wahrheit im Kern: Ausprobieren - Entdecken - Fehler machen - Verwerfen - Experimentieren - Reflektieren - Vernetzen. Diese Schritte werden die Lehrende im 21. Jahrhundert gehen  müssen, um Schule und den eigenen Unterricht professionell weiter zu entwickeln oder ihn im besten Fall neu zu definieren. Lehrerinnen und Lehrer als Veränderungsagenten. 

 

Die Mehrdimensionalität (Inklusion, digitale Bildung u.a.) von Unterricht ist gleichermaßen Herausforderung wie Chance zu einer nachhaltigen Veränderung des Systems Schule. Es gibt nicht den einen Königsweg, da es  kaum Erfahrungen mit einer wie auch immer gearteten digitalen Didaktik gibt. Es gibt erst Tendenzen.  Wir werden Fehler machen und Umwege gehen (siehe Bild) und daraus lernen (müssen). Im Grunde sind dies ja auch die Prinzipien, die wir für unsere Lernenden anvisieren, wenn es um nachhaltiges Lernen geht. 

 

Maker

Abschließen möchte ich mit einer Definition des Begriffs Maker auf Wikipedia, die sich passend auf uns Lehrkräfte übertragen lässt: "Maker sind Anhänger einer Subkultur, die neue Dinge selbst herstellt oder existierende umbaut, und dabei meist aktuelle Technik einsetzt. Die Maker-Bewegung ist eine Technik-bezogene Variante der Heimwerker bzw. Do-It-Yourself-Kultur mit Bezügen zur Hacker-Kultur".

 

Passt doch ganz gut, oder?