Auf den ersten Blick erscheinen die Möglichkeiten digitaler Medien unbegrenzt und stellen so angehende Lehrerinnen und Lehrer (und deren Ausbilder) vor große Herausforderungen: Vorbereitung und Durchführung zukunftsorientierten Unterrichts in einer elektronischen Landschaft unterscheiden sich zum Teil erheblich von den tradierten Unterrichtskonzeptionen von Wissensvermittlung.
Ein KMK-Beschluss von 2012 weist den Neuen Medien einen wichtigen Platz in der Bildung zu, indem er sie nicht bloß als neue didaktische (Hilfs-) Mittel im Unterricht anführt, sondern sie ausdrücklich selbst zum Gegenstand von Bildung erklärt. „Medienbildung gehört zum Bildungsauftrag der Schule, denn Medienkompetenz ist neben Lesen, Rechnen und Schreiben eine weitere wichtige Kulturtechnik geworden.“[1]
Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil äußert sich im Vorwort der Ziellinie 2020 (Medienkompetenz in Niedersachsen) wie folgt: „Stillstand inmitten eines sich rasant entwickelnden medialen Umfelds kann sich niemand leisten, der verantwortliche Bildungspolitik betreiben will.“ [2]
Das Studienseminar Wunstorf (GHR) hat sich daher im Jahr 2016 aufgemacht das Thema Digitale Bildung in das Seminarkonzept aufzunehmen. Genau wie an Schulen galt es zunächst eine Infrastruktur zu schaffen, die ein digitales Lernen und Lehren überhaupt zulässt. Die vielfältigen Potenziale digitaler Medien können schließlich nur dann ausgeschöpft werden, wenn an Schulen und Studienseminaren Rahmenbedingungen vorliegen, welche die Realisierung dieser Potenziale ermöglichen. Wenn digitale Medien „verstärkt für individualisiertes Lernen in personalisierten Lernumgebungen eingesetzt werden sollen, sind eine hohe Ausstattungsdichte, eine verlässliche technische Funktionsfähigkeit und die Verfügbarkeit“ [3] gelungener Anwendungen (Web 2.0, Applikationen, Software u.ä.) unverzichtbar. Gemeint sind also nicht die zahllosen Smartboards, die im Zuge eines digitalen Aktionismus an den Grundschulen unserer Ausbildungsregion angeschafft worden sind; und dass, ohne das Personal (sprich die Unterrichtenden) entsprechend zu schulen.
Gemeint ist eine digitale Bildung 2.0, die in Anlehnung an das Web 2.0 die aktive Partizipation ausdrücklich wünscht und eine Umsetzung von SAMR- und 4K-Modell ermöglicht. Angehende Lehrerinnen und Lehrer werden die Schule 2.0 mediendidaktisch mitgestalten, Implementierung aktueller und zukünftiger Informations- und Kommunikationstechnologien maßgeblich bestimmen und den didaktischen Mehrwert digitaler Medien entfalten. Eine Mammut-Aufgabe, die sich hoffentlich lohnt!
Um dies erfüllen zu können müssen zukünftige Lehrkräfte sowohl über methodisch-didaktische Kompetenzen als auch über fachlich-inhaltliches Wissen in Bezug auf digitales Lernen und Lehren verfügen. Insbesondere für die Gestaltung mediengestützter Lernumgebungen ist die Expertise der Lehrpersonen unverzichtbar.[4]
Was die konkrete Ausstattung mit Hardware angeht, haben wir den Schwerpunkt dabei bewusst auf das Mobile Lernen mit Tablets gelegt, da diese Technologie auch zunehmend an den Ausbildungsschulen zum Einsatz kommt und als zukunftsweisend (Stichwort Individualisierung) angesehen wird. Neben der Nutzung privater Endgeräte durch die angehenden Lehrkräfte (BYOD) verfügt das Seminar ab November 2017 über eine Grundausstattung mobiler Devices für eine zeitgemäße Seminararbeit.
Um dem hohen Anspruch an uns selbst gerecht zu werden, besteht die große Herausforderung für das Jahr 2018 darin, das Kollegium der Ausbildenden im Seminar zu schulen, damit Seminargestaltung zeitgemäßer Bildung gerecht werden kann. Denn nur durch veränderte Settings im Seminar werden die Lehrerinnen und Lehrer im Vorbereitunsgdienst womöglich zu Multiplikatoren, die diese Veränderungen auch an ihren Schulen einfordern. Folgende Grafik soll die Schritte zur Bildung 2.0 am Studienseminar Wunstorf illustrieren und vielleicht auch anderen Ausbildungsstandorten als Grundlage dienen.
To be continued...
[1] Medienbildung in der Schule (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 8. März 2012) S.9.
[2] Ziellinie 2020 (Niedersächsische Staatskanzlei vom Juli 2016) S.2.
[3] Chancen und Risiken digitaler Bildung in der Schule (Bertelsmann Stiftung 2016) S.48.
[4] Vgl. Chancen und Risiken digitaler Bildung in der Schule (Bertelsmann Stiftung 2016) S.48f.
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